Kurzbericht der EUG 2024 Handball, verfasst von Florian Smayra

Datum: 29.07.2024

Die European University Games (EUG) sind eine bedeutende Veranstaltung im Hochschulsportkalender, organisiert von der European University Sports Association (EUSA). Diese Meisterschaften bieten Universitäten aus ganz Europa die Gelegenheit, ihre besten Teams zu entsenden. Die ersten europäischen Universitätsmeisterschaften im Handball wurden im Jahr 2006 ins Leben gerufen. Seitdem hat die Veranstaltung stetig an Popularität gewonnen und zieht regelmäßig zahlreiche Teams und Spieler an. Die Meisterschaften finden alle zwei Jahre statt und wechseln zwischen verschiedenen europäischen Städten. Als amtierender Schweizer Universitätsmeister im Handball stellten wir eine Delegation, bestehend aus handballaktiven Studenten, um an diesem prestigeträchtigen Wettbewerb teilzunehmen.

Unsere Reise begann am Zürich Hauptbahnhof mit dem Nachtzug nach Budapest. Die Fahrt war nicht ideal, da wir nur Sitzplätze hatten und der Zug überfüllt war. Dennoch erreichten wir voller Tatendrang Debrecen. Nach einem ersten Kennenlernabend mit den anderen Teilnehmern starteten wir am nächsten Tag mit einem Training und einem anschliessenden Testspiel gegen die Universität Duisburg-Essen aus Deutschland. Da wir besonderen Wert auf die mentale Regeneration legten, förderten wir den sozialen Austausch und Kontakt mit den anderen Gruppen, unter anderem am täglichen Abendtreffpunkt, dem „Water-tower“.

Am ersten Spieltag stiess unser letztes Teammitglied etwa 1,5 Stunden vor Spielbeginn zu uns. Unser erstes Spiel war gegen die Universität de Leon aus Spanien. Die Spanier, zwar jung und körperlich unterlegen, waren jedoch sehr schnell und wendig. Ihre offensive Deckung stellte uns zunächst vor Probleme, die wir jedoch im Verlauf des Spiels meisterten. Teilweise agierten wir in dreifacher Überzahl und errangen schliesslich einen überzeugenden 32:26-Sieg. Die aktive und mentale Regeneration wurde nach diesem ersten Erfolgserlebnis forciert.

Der nächste Tag brachte das zweite Gruppenspiel gegen die Universität Osijek aus Kroatien. Bereits während der Vorbereitung war uns klar, dass dies ein völlig anderes Spiel werden würde. Die Kroaten waren grösser und schwerer und hatten zuvor gegen die Spanier verloren. Für sie ging es daher um alles oder nichts, was sie besonders motivierte. Unsere Vermutungen wurden schnell bestätigt, wobei die Schnelligkeit der Kroaten uns überraschte. Das physisch intensive und knappe Spiel endete mit einem 31:31-Unentschieden. Für die Kroaten war dies besonders bitter, da sie nun Gruppenletzter wurden. Wir hingegen feierten den Gruppensieg ausgiebig. Unterstützt von unseren deutschen Kollegen und mit feiner Schweizer Schokolade im Bauch, gingen wir unsere übliche Regenerationsroutine an. Am nächsten Tag sollte das Viertelfinale auf uns warten.

Unsere Vorbereitungen wurden immer ernster. Da zudem ein Atemwegskeim, vermutlich durch eine infizierte Nebelmaschine, im Team kursierte, zeigten sich erste Erschöpfungserscheinungen. Trotz alledem starteten wir motiviert und in einer neuen Halle ins Viertelfinale gegen die Universität Porto aus Portugal. Die Portugiesen waren emotional, teilweise aggressiv und sehr flink. In der ersten Halbzeit lief bei uns wenig zusammen, während bei den Portugiesen alles klappte, was zu einem Pausenstand von 12 : 17 für Porto führte. Es musste sich etwas ändern. Nach einer Stärkung mit diversen Crèmes und ungarischem Traubenzucker starteten wir stark in die zweite Halbzeit und glichen bereits in der 38. Minute wieder aus. Das Spiel begann von neuem und die Spannung war greifbar. Kein Team konnte sich deutlich absetzen, und der Spielstand schwankte ständig zwischen Plus und Minus eins. Gegen Ende zeigten wir uns immer stärker und hatten sogar die Chance, eine Minute vor Schluss auf drei Tore wegzuziehen. Dieser Schuss ging jedoch daneben, und Porto gelang es tatsächlich, drei Sekunden vor Schluss den Ausgleich zum 32:32 zu erzielen. Der Turniermodus sah vor, dass es direkt ins Penaltyschiessen ging. Mit vollem Vertrauen in unsere Torhüter, die bereits im Spiel einige Penaltys abgewehrt hatten, gingen wir in das Shootout. Nach Paraden von Leo Jaggy und Philippe Cachin versagten dem portugiesischen Schlussschützen die Nerven und er setzte seinen Penalty weit über das Tor. Unser Halbfinaleinzug war somit Tatsache und unser Turnierziel einer Medaille in greifbare Nähe gerückt. Die Freude kannte keine Grenzen. Nun wussten wir, dass es gegen den letztjährigen Sieger, die Universität Suceava aus Rumänien, ging. Nach so einem Spiel wussten wir jedoch auch, dass wir Hungary for more waren und wollten daher alles auf Sieg setzen.

Die Halbfinalvorbereitung stand ganz im Zeichen der körperlichen Erholung. Der Nebelmaschinenvirus war immer präsenter und die Beine wurden immer müder. Dank unserer hervorragenden Physiotherapeutin Celine konnten wir die Ermüdung jedoch in Grenzen halten. So starteten wir top motiviert als Underdog in dieses Halbfinale. Die Rumänen bestätigten ihren für so ein Turnier fast schon übertrieben professionellen Eindruck in den ersten Minuten. Das Spiel war von starker Physis und Schnelligkeit geprägt. Zu Beginn konnten wir mithalten, und so stand es nach etwa zehn Minuten unentschieden. Mit jeder weiteren Minute machte sich jedoch der Klassenunterschied sowie die kleinere Breite unseres Kaders bemerkbar. Die Rumänen bestraften jeden Fehler unsererseits mit einem Tor und spielten mit einer Souveränität, die etwa einer NLA-Mannschaft gleichkam, den Sieg herunter. Das Spiel endete 46:33. Mit unserer Offensivleistung konnten wir durchaus zufrieden sein, nicht jedoch mit der Deckungsarbeit. Da im Parallelhalbfinale die Spanier der Universität León den Deutschen aus Duisburg-Essen unterlagen, war somit auch unser Gegner im kleinen Finale klar. Es sollte zu einer Neuauflage des ersten Gruppenspiels kommen. Zudem fand das Spiel wieder in der ersten Halle statt. Der Kreis schloss sich.

Die Vorbereitung auf dieses Spiel war nicht einfach. Einerseits hatten die Rumänen deutliche Spuren auf unseren Körpern hinterlassen, andererseits akzentuierten sich die altbekannten Problemchen. Das Spiel wurde relativ früh am Nachmittag angepfiffen. Wir kannten den Gegner und wussten, dass sie sehr offensiv deckten und uns körperlich unterlegen waren. Auch sie schienen im Turnierverlauf etwas von ihrer Schnelligkeit verloren zu haben. Das Spiel glich dem ersten. Spielerisch waren wir klar besser. Defensiv hatten die Spanier sichtlich Mühe, gegen unsere Deckung mit dem massiven Innenblock Tim Wünsch und Micha Trachsel zu bestehen. Auch offensiv fanden wir gute Lösungen, vermissten jedoch die Abgeklärtheit und Ruhe des ersten Matches. Das Spiel war stets ausgeglichen. Keinem Team gelang es, auf mehr als zwei Tore wegzuziehen und so stand es zur Pause 13:13. Die nächsten 30 Minuten würden alles entscheiden. Das Spiel ging im selben Takt weiter. Kein Team konnte sich absetzen. Auf beiden Seiten zeigten sich viele Fehlwürfe und technische Fehler. Drei Minuten vor Ende gelang es uns schliesslich, auf 24:22 wegzuziehen. Leider widerspiegelte sich auch hier das Drehbuch der Partie, sodass die Spanier eine Minute vor Schluss zum 24:24 ausgleichen konnten. Wir gingen mit etwa 40 Sekunden zu spielen in unseren letzten Angriff. In einem schönen Spielzug gelang es uns, den linken Flügel Yanick Schuler freizuspielen, welcher eiskalt das Tor machte. Im folgenden Angriff leisteten sich die Spanier den einen technischen Fehler zu viel. Wir standen als Bronzesieger da! Ausgiebig jubelten wir, und erschöpft vor Schmerz des Körpers und Freude über den Sieg lagen wir uns in den Armen. Was für ein Ende. Was für ein Spiel. Was für ein Turnier! Nach der Medaillenübergabe am späteren Nachmittag konnten wir die European University Games gebührend an der Closing Ceremony im Rahmen des Campus Festivals ausklingen lassen.

Als Nobody kamen wir nach Ungarn. Hatten ein- oder zweimal trainiert und waren Spieler aus unterschiedlichen Mannschaften. Wir wussten weder, was uns erwarten würde, noch wie wir zusammen spielen würden. Die Mannschaft hatte jedoch ab dem ersten Tag (und auch bereits vorher) einen sehr starken Teamzusammenhalt. Es gelang uns zudem, den perfekten Mix zwischen der nötigen Souveränität und Matchvorbereitung sowie der ebenso wichtigen Lockerheit und dem soziokulturellen Austausch mit den anderen Universitäten zu finden. Wir möchten allen Sponsoren danken, die uns unterstützt haben. Wer den Verlauf noch verbildlicht haben möchte, kann uns sehr gerne auf Instagram folgen (@zurichbalonmano).

 

Kaderliste:

Pospisil, Fabian – UZH – SG Horgen / Wädenswil

Wünsch, Tim – ETH – SG Horgen / Wädenswil

Döbbeling, Julian – UZH – SG Horgen / Wädenswil

Cachin, Philippe – ETH – SG Horgen / Wädenswil

Smayra, Florian – UZH – SG Horgen / Wädenswil

Schueler, Yanick – PH ZH – SG Horgen / Wädenswil

Gantner, Christian – PH ZH – SG Horgen / Wädenswil

Jaggy, Leo – UZH – GC Amicitia / Zürich

Besek, Gilles – ETH – GC Amicitia / Zürich

Trachsler, Micha – ETH – GC Amicitia / Zürich

Jauer, Marius – ETH – GC Amicitia / Zürich

Russert, Florin – UZH – Handball Pfader Neuhausen