Spielbericht 1. Liga: EhrEndingen Celtics – SG Horgen/Wädenswil

Datum: 05.02.2024

Gute Leistung wird gegen routinierte Aargauer Altstars nicht belohnt

Es läuft die 45. Minute. Auf der einen Seite stehen in rotem Trikot der SG Horgen/Wädenswil Timur Hess, Silvan Estermann und Maximilian Albrecht. Zusammen kommen Sie auf weniger als 10 Einsätze bei den «Aktiven». Gegenüber stehen ihnen mit Florian Leitner, Christian Riechsteiner, Dennis Grana, dem Exil-Horgner Kai Klampt und Remo Hochstrasse fünf Spieler mit teilweise über 100 NLA-Einsätzen. Doch wie kam es am gestrigen Sonntag in der Sporthalle Aue in Baden überhaupt zu dieser Konstellation? Gerne beginne ich deshalb etwas früher mit meiner Erzählung, nämlich da, wo die meisten Spiele beginnen: In der ersten Minute beim Spielstand 0:0.

In den Trainings unter der Woche wurden die Seebuben gezielt auf das zu erwartende Kleingruppenspiel der routinierten Mannschaft aus EhrEndingen vorbereitet, bekundete man doch im Hinspiel mit der Achse Hochstrasse-Leitner erhebliche Probleme und kassierte den Löwenanteil der Tore vom robust gebauten Kreisläufer oder anschliessend per Strafwurf. Da der ebenfalls erst 18 Jahre junge Rückraumwerfer Malik Zollinger verletzungsbedingt pausieren musste, durfte sich Silvan Estermann, der am Tag zuvor noch mit der MU17 im Einsatz war, über sein erstes Aufgebot für die 1. Liga Mannschaft der SG Horgen/Wädenswil freuen. Zu Beginn der Partie setzte Trainer Nelius jedoch vorerst auf die bewährten Spieler der SG. Mit einer einstudierten Variante durften die Gäste aus dem Kanton Zürich den Score eröffnen. Die erste Halbzeit gestaltete sich über weite Phasen ausgeglichen und keines der beiden Teams konnte sich entscheiden absetzen. Schlussendlich durften die Akteure der SG Horgen/Wädenswil beim Stand von 13:16 mit einem Vorsprung von drei Toren in die Pause gehen. Der Vorsprung war insbesondere auch auf eine bärenstarke Leistung des Torhüters Sokcevic zurückzuführen. Zudem stellte man eine solide Abwehr, liess dem gegnerischen Kreisläufer nur wenig Platz, provozierte durch eine aktive Deckungsarbeit dutzende Fehler und bestrafte diese im Anschluss zumeist mit einem schnellen Treffer.

Nach dem Wiederanpfiff konnte die Führung zunächst weiter ausgebaut werden, sodass in der 36. Minute beim Stand von 15:19 vieles auf einen weiteren Sieg der SG Horgen/Wädenswil hindeutete. Leider kam dann der Bruch im Spiel der SG. Vorne konnten hauptsächlich von den Aussenpositionen wiederholt Würfe aus aussichtsreicher Position nicht verwertet werden, während auf der Gegenseite die – zumindest auf dem Papier – routinierten Rückraumspieler der Heimmannschaft durchblicken liessen, dass auch sie im Grunde wissen, wo das gegnerische Tor steht. Da plötzlich gar nichts mehr im Spiel der SG Horgen/Wädenswil zusammenpasste, versuchte Trainer Nelius mit einigen Wechseln dem Angriffsspiel neues Leben einzuhauchen. Zudem durfte im Tor Tim Köppel für Sokcevic übernehmen. Dass in der entscheidenden Phase des Spiels drei Junioren auf der Platte stehen und einer davon gar sein Debut gibt, zeigt, wie gross das Vertrauen des Trainers in die «jungen Wilden» ist. Umso erfreulicher ist, dass ebendiese «jungen Wilden» allesamt Akzente setzen konnten und in einer hektischen Schlussphase jeweils selbst noch zum Torerfolg kamen. Zwar fehlten auch in dieser Spielphase teilweise die Ideen im Angriff und da das Heimteam je länger, je defensiver verteidigte, wurde ein Rückraumschütze mit dem Kaliber von Malik Zollinger am Ende schmerzlich vermisst. Und obwohl Ehrendingen – die eigentlich routiniertere Mannschaft – in den Schlussminuten noch weitere fünf (!) technische Fehler machte, konnte Timur Hess mit seinem Schlusstreffer zum 28:25 lediglich für eine kleine Resultatkosmetik sorgen. Die Partie hat gezeigt, dass der jungen Mannschaft von Trainer Stephan Nelius Wild West Handball nicht liegt und das Team Mühe bekundet, in hektischen Phasen die Ruhe zu bewahren.

Schmerzlich ist diese Niederlage unter Berücksichtigung der hervorragenden Leistung, welche die SG Horgen/Wädenswil in der ersten Halbzeit gezeigt hat. Diese 30 Minuten gehörten mitunter zu den besten in der laufenden Saison.

„…Wenn man jedoch bedenkt, dass mit einer (auf diesem Niveau) unerfahrenen Aufstellung einer individuell starken Mannschaft, mit vielen ehemaligen NLA-Akteurten Paroli geboten wurde, so darf man zuletzt doch auch ein wenig zufrieden sein mit der gezeigten Leistung. Über die ganzen 60 Minuten war der Gegner an diesem Tag ein Stückchen besser. …“